Rede des Generalrates für Kirche und Gesellschaft der Vereinigten
Methodistischen Kirche

Gehalten an der 55. Sitzung der UNO-Menschenrechtskomission in Genf
19. April 1999

Punkt 15: Autochtone Völker
Vorgetragen von Rev. Nathaniel Orteza und Leonard Benally

 

Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
Ich spreche im Namen des Generalrates für Kirche und Gesellschaft der
Vereinigten Methodistischen Kirche. An der Hauptversammlung von 1992
wurde die Kirche beauftragt, "die nötigen Maßnahmen zu treffen, um die
Ungerechtigkeiten und die Mißverständnisse der letzten 500 Jahre zu
beheben..." Dabei hat die Kirche auch "den unerträglichen Raub des
Stammlandes autochtoner Völker und anderer Güter und die grausame
Zerstörung ihrer Kultur, Kunst, Religion, Umwelt und anderer
lebensnotwendiger lebendiger Dinge" erkannt. Leider beeinflußt diese
Art kolonialen Handelns das Leben der Dineh bis heute.

Leonard Benally wird meine Erklärung weiterführen und ich werde den
Vortrag beschließen:

Verehrte Frau Präsidentin, ich möchte sie auf die schwierige Lage
aufmerksam machen, die die Dineh gegenwärtig bedroht. Die Dineh, das
Volk der Navajo, lebt in einem Gebiet der Black-Mesa-Region in
Arizona/USA, das auch als Hopi Partitioned Land - mit den Hopi
geteiltes Territorium - bekannt ist. Das Problem unserer
Zwangsumsiedlung wurde dieser Komission bereits mehrmals unterbreitet.
Wir möchten hier über die neueste Entwicklung der Lage berichten und
die zunehmenden schweren und systematischen Verletzungen von
amerikanischem, internationalem und Gewohnheitsrecht aufzeigen, in die
die USA verwickelt sind.

1996 hat der US-Kongreß einem Gesetz zugestimmt, das unsere definitive
Vertreibung auf den 1. Februar 2000 festlegt. Einige von uns haben
einen Pachtvertrag angeboten bekommen, der es ihnen erlaubt, weiter
auf ihrem eigenen, angestammten Land zu bleiben, ohne jegliche
Bürgerrechte und ohne Lebensgrundlage. Diejenigen von uns, die die
Unterschrift verweigerten und die Abertausenden, die von der Regierung
nicht als Ureinwohner gezählt werden, sollen innerhalb der nächsten
zehn Monate vertrieben werden. Die Vertreibungsbefehle fielen zusammen
mit der Beschlagnahmung unseres Viehs, Hauptquelle unseres
Lebenserwerbs.

Verehrte Frau Präsidentin, die Grundenteignung trifft auf starken
Widerstand. Rena Babbitt Lane, deren Vieh am Montag 22. Februar dieses
Jahres konfisziert wurde, wurde bereits bei früheren Gelegenheiten die
Hand gebrochen und Beamte des Bureau of Indian Affairs (BIA) hatten
sie beim Versuch, die Beschlagnahmung zu verhindern, geschlagen. Viele
andere, die Widerstand gegen die Umsiedlung leisten, werden verhaftet
und/oder geschlagen. Frühere Konfrontationen haben im Zusammenhang mit
kleineren Streitigkeiten stattgefunden, wie derjenigen um den Zugang
zum Weideland. Das Ziel dieser Kampanie ist die Vernichtung unserer
Viehherden und unsere definitive Vertreibung. In den letzten vier
Jahren haben die Vereinigten Staaten von Amerika eine lokale Polizei
eigens für diesen Zweck zum Gebrauch von Waffen und Taktiken
ausgebildet. Das hat die Spannung und die Verzweiflung in unserem Volk
erhöht.

Es ist höchste Zeit, daß sich die USA auf die Probleme ihrer eigenen
Randgruppen konzentrieren, deren Lebensverhältnisse mit denen von
Drittweltländern vergleichbar sind. Während drei Jahrzenten haben die
USA uns verboten, Reparaturen an unseren Häusern vorzunehmen, ja sogar
in Brüche gegangene Fensterscheiben zu ersetzen. Einige von uns haben
sogar in unterirdisch angelegten Bunkern Unterschlupf suchen müssen.
Der Zugang zu Wasserquellen ist versperrt, und Leitungen sind
demontiert, was unsere Wasserversorgung in Frage stellt. Im Winter
wird Feuerholz beschlagnahmt, und die Vollzugsbeamten belästigen uns
und drohen uns mit der Verweisung und mit Gefängnisstrafe. Die von
diesen Maßnahmen Betroffenen sind meist älter als 65, teilweise sogar
90. Wir leben unter ständiger Bedrohung, nie wissend, ob wir morgen
nicht die Nächsten sind.

Verehrte Frau Präsidentin, Kinder, Frauen und besonders die Älteren
sind am schwersten betroffen. Die Ausbildung unserer Kinder wird immer
wieder gestört. Sie können sich in einer Welt, wo keine Kultur des
Friedens und keine Menschenrechte herrschen nicht entfalten. Die Dineh
sind eine der letzten verbleibenden matriarchalischen Gesellschaften
dieser Welt. Von den Frauen und Kindern hängt unser Überleben ab.

Im Laufe der letzten 25 Jahre sind 14'000 Dineh zwangsumgesiedelt
worden. Leon Berger, ehemaliger Direktor der mit der Umsiedlung
beauftragten Komission (Navajo Hopi Indian Relocation Commission),
nannte diese Maßnahme "einen Genozid und eine tragische
Ungerechtigkeit, die im Gewissen noch so mancher Generation einen
schwarzen Flecken darstellen wird". Der einzige heute vorgesehene Ort
für unsere Umsiedlung sind die sogenannten New Lands. Dieses Gebiet
liegt in der Nähe von Chambers (Arizona) und ist für Viehzucht viel zu
trocken. Außerdem wurde dieses Gebiet von der größten radioaktiven
Panne der Geschichte der USA betroffen. Tausende anderer Ureinwohner
wurden zwangsweise in Städte umgesiedelt, Ihnen fehlten die
Fähigkeiten, sich in dieser Welt zurechtzufinden, so daß sie in einen
Teufelskreis von Obdachlosigkeit, illegalem Drogenmißbrauch,
Alkoholismus und Selbstmord gerieten.

Verehrte Frau Präsidentin, auf Einladung von Erica Irene Daes nehmen
wir an einer Landrechts-Studie teil, die sie durchführt. Diese Studie
wird der Arbeitsgruppe für Autochtone Völker am Treffen im kommenden
Juli vorgestellt werden. Wir möchten Sie darauf aufmerksam machen, daß
die US-Regierung rechtsmäßige Besitzerin der Reservate ist. Diese
Tatsache ist für uns nie von Vorteil gewesen. Sie reduziert uns zu
einfachen Pächtern, die vom guten Willen der Regierung abhängen. Trotz
einer ungebrochenen Anwesenheit und Bewirtschaftung dieser Länder
erlaubt das westliche Rechtsgebäude es nicht, einen Tag länger zu
bleiben, wenn die Regierung einen derartigen Entscheid trifft. Wir
müssen auf diesem Land bleiben, um unsere traditionelle Religion und
unsere gewohnte Lebenweise weiterführen zu können. Die geplanten
Enteignungen sind unser Todesurteil, und die Beschlagnahmung unseres
Viehs stellt eine Aushungerungstaktik dar.

Sehr verehrte Frau Präsidentin, ich schließe mit der dringenden Bitte,
diese für die Dineh überlebenswichtigen Angelegenheiten den
Autoritäten der Vereinigten Staaten und der Vereinigten Nationen
vorzubringen. Was uns betrifft, werden wir alle Völker der Erde von
unserer kritischen Lage benachrichtigen.

Gleichfalls möchten wir erneut unsere Unterstützung der Ernennung
eines Spezialberichterstatters für Angelegenheiten der autochtonen
Völker aussprechen. Wir rufen die Komission dazu auf, die
Landrechts-Studien weiter zu unterstützen. Zur Halbzeit des den
autochtonen Völkern gewidmeten Jahrzehnts laden wir Sie dazu ein,
einen neuen Blick darauf zu werfen. In der verbleibenden Hälfte können
wir uns auf die erzielten Erfolge stützen und unsere Schwächen
beheben. Diese weiteren fünf Jahre müssen für die autochtonen Völker
unbedingt weitere Erfolge bringen. Es ist nun an der Zeit, zur
Schaffung eines permanenten Forums zu schreiten und das Schlußprojekt
über die Erklärung der Rechte autochtoner Völker zu adoptieren.

Wir danken Ihnen, verehrte Frau Präsidentin, verehrte Delegierte, für
Ihre Aufmerksamkeit.